Neukundenanmeldung

Bei Zahnunfällen richtig handeln

Erste-Hilfe-Tipps für den Zahnnotfall

Bei Zahnunfällen richtig handeln
Veröffentlicht in: News, Allgemein

Ob Freizeit, Schule oder Sport – Unfälle mit Zahnverletzungen passieren im Nu.
Statistiken zufolge sind rund 33 % aller Personen in Europa noch vor ihrem 18. Lebensjahr von einem verletzten oder abgebrochenen Zahn in Folge eines Unfalls betroffen. Gerade Jugendliche und Kinder sind hier deutlich anfälliger im Rahmen ihrer Aktivitäten und zählen somit als besondere Patientenklasse bei Zahnunfällen.

Doch was ist bei einem Zahnunfall zu tun? – Jetzt sind eine schnelle und umfassende Diagnose und Behandlung essenziell, denn vor allem bei schweren Verletzungen können die Zähne sonst nicht erhalten werden.

Formen der Zahnverletzung nach einem Unfall

Jeder (Un-)Fall ist anders, weshalb vor allem auch schwierige, komplexe Zahnverletzungen immer noch eine Herausforderung sind. Besonders im Alter bis 18 Jahren ist es wichtig, richtig zu diagnostizieren und schnell zu reagieren, um langfristige negative Auswirkungen auf die weitere Kieferausbildung oder das Gebiss zu vermeiden.
Welche Behandlung akut die richtige ist, hängt auch stark mit dem Verletzungsbild zusammen. Dieses kann je nach Fall sehr unterschiedlich sein:

  • Zahn abgebrochen
  • Zahn oder Zahnreihe gelockert
  • Zahn verschoben
  • Zahn in den Mundraum gedrückt
  • Zahn ausgeschlagen

Jede dieser Verletzungen bringt eigene Herausforderungen mit sich und verlangt eine präzise und individuelle Therapie. Je nach Komplexität der Verletzung arbeiten Zahnärzte dabei auch eng mit Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen der Zahnheilkunde zusammen, wie etwa der plastischen Chirurgie, der Kieferorthopädie oder der Prothetik.

Aber wie sollte man denn nun im Ernstfall reagieren, um bei einem Zahnunfall richtig vorzugehen?

Erste-Hilfe-Tipps für den Zahnnotfall

Wie immer gilt: Ruhe bewahren!
Ein Unfall ist immer eine traumatische Erfahrung. Doch gerade jetzt ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und überlegt zu handeln.
Im ersten Schritt gilt es eine mögliche Blutung zu stillen: beispielsweise mit einem sauberen Gaze-Gewebe, wie es in jedem Erste-Hilfe-Set vorhanden ist oder aber auch mit einem sauberen Stofftaschentuch. Der Betroffene kann durch Zubeißen dabei ein wenig Druck erzeugen. Zusätzlich sollte eine Kühlung von außen erfolgen, um mögliche Schwellungen gering zu halten. Hier eignet sich akut beispielsweise auch einfach ein kalter Lappen.

Abgebrochene Stücke des Zahns oder ganze Zähne sollten aus dem Mundraum entfernt, aufgesammelt und geschützt transportiert werden, um eine Zahnreparatur möglich zu machen.
Die Mühe, zum Beispiel in einem Swimmbad, die Bruchstücke zu suchen, wird später auf jeden Fall belohnt! Denn so können vor allem bleibende Zähne sehr oft gerettet werden.

Wenn der Patient erstversorgt ist, ist es wichtig, zeitnah einen Zahnarzt aufzusuchen.
Wichtige Punkte gilt es vor allem zu beachten, wenn der Zahn abgebrochen oder ausgeschlagen ist:

  • Abgebrochenes Zahnstück oder Zahn suchen
  • Der Zahn sollte nur an der Zahnkrone angefasst werden, nicht an der Zahnwurzel
  • Zahn nicht eigenständig reinigen oder desinfizieren
  • Zahn feucht halten und nicht austrocknen lassen -> s.u. Zahnrettungsbox
  • Zahnarzt oder Zahnklinik aufsuchen

Aufbewahrungsmöglichkeiten für Zähne nach einer Verletzung

In der Aufregung eines Unfalls, bei dem der Mundraum verletzt wurde, weiß man oft nicht sicher, wie man mit herausgeschlagenen Zähnen oder abgebrochenen Zahnstücken umgehen soll. Um das Absterben von Zellen auf der Oberfläche der Zähne zu verhindern, gilt es vor allem, schnell zu reagieren.

Die optimale Versorgung kann durch eine sogenannte Zahnrettungsbox gewährleistet werden. Vor allem Schulen oder Sportvereine sollten diese als Grundausstattung parat halten. Aber auch für Privathaushalte ist die Anschaffung sinnvoll. Die Boxen kosten rund 20 € und sind in Apotheken erhältlich. Sie erhalten eine spezielle Nährlösung, die das Absterben von Zellen aufhält und bestimmte Zahnbestandteile bis zu 24 Stunden sichert. Die Zähne oder Bruchstücke können so sicher aufbewahrt und auch transportiert werden.

Wer keine Zahnrettungsbox in seiner Erste-Hilfe-Grundausstattung hat, kann kurzfristig auch auf andere Möglichkeiten zurückgreifen. Dabei sollte zwingend vermieden werden, die Zähne trocken, nur in Wasser oder einem feuchten Taschentuch zu transportieren.
In einem kleinen Gefäß mit Speichel oder eingewickelt in Plastikfolie können die Zähne 15-30 Minuten geschützt werden. Etwas länger hält dagegen die allseits bekannte Möglichkeit, den Zahn in Milch einzulegen. So können bis zu zwei Stunden Zeit überbrückt werden. Das verschafft mehr Zeit für die Fahrt zum Zahnarzt und trägt zur Zahnrettung bei.

Behandlung von Patienten mit Zahnverletzungen nach einem Unfall

Nach der Erstversorgung ist es wichtig, dass die weiteren Schritte von geschultem Fachpersonal eingeleitet werden. In einer Zahnarztpraxis oder einer Unfallklink werden die Zähne umfassend untersucht. Hierbei ist nicht nur eine Sichtprüfung wichtig, sondern  auch Röntgenaufnahmen und eine Sensibilitätsprüfung mit thermischen kalten oder warmen Reizen, damit schnell identifiziert werden kann, welche Zähne betroffen sind, wie stark sie in Mitleidenschaft gezogen wurden und ob die Zahnnerven verletzt wurden.

Die Behandlung erfolgt dann in der Regel akut vor Ort. Lockere oder verschobene Zähne werden unter örtlicher Betäubung in ihre Ausgangsposition gebracht und mit Schienen fixiert, sodass sich das Gewebe wieder festigen kann. Abgebrochene Zahnstücke können wieder angeklebt werden. Ausgeschlagene Zähne werden eingesetzt und ebenfalls fixiert. Hierbei ist jedoch wichtig, dass die Zellen der Wurzelhaut noch vorhanden sind. Dann kann auch ein ausgeschlagener Zahn durchaus wieder festwachsen.

Nach der zeitnahen Behandlung ist eine engmaschige Kontrolle durch den Zahnarzt wichtig. So kann dieser unmittelbar reagieren, um weiteren Folgeschäden vorzubeugen.

Sofern die Zahnnerven, also die Zahnpulpa, betroffen sind, ist die weitere Behandlung etwas komplexer. Hier kann eine mikroskopische Wurzelkanalbehandlung erforderlich werden.
Bei bleibenden Zahnlücken oder langfristig nicht festgewachsenen Zähnen sind Zahnimplantate eine Möglichkeit, wieder ein ästhetisches Zahnbild herzustellen.

Kosten eines Zahnunfalls oder folgende Zahnreparaturen

Häufig sitzt der Schock nach einem Unfall tief. Daher ist es gut, wenn man sich nicht um die Kosten Gedanken machen muss, die dabei entstehen. Sollte der Unfall in der Schule oder in einem Verein passiert sein, beteiligt sich in der Regel die Unfallkasse an den Kosten. Hierzu wird der Unfall gemeldet und der behandelnde Arzt schickt im Anschluss der Behandlung ein Unfallprotokoll oder ein Schadenformular an die Unfallkasse.
Die Meldung des Unfalls ist sehr wichtig, da Spätfolgen durchaus mit hohen Kosten verbunden sein können. Wird zum Beispiel ein Ersatz für einen fehlenden Zahn erforderlich, kann dies gut und gerne 3.000,- € und mehr kosten.
Wie viel Versicherungen in diesen Fällen übernehmen, ist aber immer individuell und vorab zu klären.

 

Foto: © Copyright iStock/ajr_images